zum 103. Stiftungsfest

Rede des Seniors der Aktivitas Martin Saal v/o Seneca zum Festcommers

Liebe Bundesbrüder, liebe Damen, liebe Gäste,

ich freue mich, euch alle hier zu unserem 103. Stiftungsfest begrüßen zu dürfen.
Seit meinem Beitritt in die Alania habe ich viele Gespräche mit Freunden und Kommilitonen geführt, die sich um die Frage gedreht haben, was das besondere und charakteristische an einer Verbindung ist. Welche Gemeinsamkeiten, welche Unterschiede gibt es zu verbreiteten Arten von Gruppierungen?
Es gibt viele Vereine und Gruppen, denen man beitritt, um ein Hobby oder eine bestimmte Sportart zu verfolgen. Man trifft auf Personen, weil ein gemeinsames Interesse besteht und dieses einfacher – oder wie bei Mannschaftssportarten sogar ausschließlich – im Verein verfolgt werden kann. Es werden von Vereinsseite Infrastruktur und Regelwerk bereitgestellt, um den Mitgliedern einen Rahmen zu geben, nach dem ihre Veranstaltungen stattfinden.

Auch bei uns wird durch die Konstante eine Räumlichkeit und durch den Comment ein Regelwerk zur Verfügung gestellt, wodurch unsere Treffen Struktur und Regelmäßigkeit erhalten, aber es gibt keine bestimmte Tätigkeit, wegen der wir uns versammeln. Das Treffen an sich ist der Grund für unser Zusammenkommen. Und dabei steht vor allem das Kennenlernen von Themen, mit denen man sonst nicht in Kontakt kommt, im Vordergrund. Hierin unterscheiden wir uns also wesentlich von Sport- und Hobby-Clubs.

Eine andere Art von Gemeinschaften sind solche, die im Kern der Durchsetzung von den eigenen Zielen und Vorstellungen dienen. Hierzu gehören natürlich die politischen Parteien, aber auch Interessengruppen und Lobby-Verbände. Durch das Zusammenschließen wollen sie sich ein größeres Gewicht in Diskussionen, eine höhere Aufmerksamkeit und bessere Möglichkeiten zur Einflussnahme verschaffen.

Als nicht politisch ausgerichtete Verbindung haben wir aber nicht den Anspruch, ein bestimmtes Gesellschaftsbild zu verfolgen oder ein Anliegen durchzusetzen. Natürlich hat die Alania Ziele, jedoch betreffen diese einzig und allein das Fördern der eigenen Mitglieder. Wir bringen unseren Mitgliedern Vorteile, ob durch Hilfe beim Studium -wenn nötig- oder durch das Erlernen gewisser Fähigkeiten wie das sichere Auftreten vor einer größeren Runde. Jedoch ist dies ein reiner Selbstzweck und hat nicht den Hintergedanken, dass sich die so Unterstützten später durch mehr revanchieren als durch den Einsatz für die dann nachfolgende Alanen-Generation.

Die dritte große Gruppierung sind ehrenamtliche Vereine, denen man aus dem Wunsch anderen zu helfen und sich zu engagieren beitritt.

In der Form der Unterstützung für die Aktiven durch unseren AH-Verband findet sich auch bei uns ein ähnlicher Gedanke. Wir erwarten jedoch, dass sich jeder nach dem Studium seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten entsprechend für die Aktivitas einsetzt.

Studentenverbindungen sind eine eigene Art von Gemeinschaft, deren prägendsten Elemente in keinem oben beschriebenen Typus vorkommen.

Meistens verlässt man mit dem Wohnort auch die Vereine in denen man aktiv war und sucht sich in der neuen Stadt einen entsprechenden Ersatz. Wir jedoch haben den Wunsch auch nach dem Studium der Stadt Konstanz und den hier kennengelernten Freunden verbunden zu bleiben, auch wenn wir weggezogen sind. Durch die Alania und das Lebensbundrpinzip bewahren wir uns eine stärkere Zugehörigkeit zu Konstanz als lediglich die Erinnerung an einen schönen Studienort.

Darüber hinaus ist bei uns einer der wichtigsten Aspekte das Erweitern des eigenen Horizonts durch den Kontakt zu Studenten sowie ehemaligen Absolventen der verschiedensten Fachrichtungen und damit auch das Kennenlernen anderer Sicht- und Denkweisen. Nicht die Gemeinsamkeiten wie bei den oben beschriebenen Typen von Gruppierungen sondern die Unterschiede in den Interessen, den Hobbys und der Studienwahl der Mitgliedern sind es, die das Verbindungsleben erst spannend und faszinierend machen.

In Kürze wird diese Vielfältigkeit in der Alania noch verstärkt. Wir haben am heutigen Nachmittag die Frage diskutiert, ob wir Frauen in den Kreis der Aktiven aufnehmen werden. Am Ende wurde der Beschluss gefasst, dass wir uns für Studentinnen der HTWG und Universität Konstanz öffnen werden.

Dieser Schritt ist eine wichtige Weichenstellung für unsere Zukunft, weil wir so den beschriebenen Charakterzug einer Verbindung stärken und wir ohne eine solche Änderung auch unseren Anspruch, auf Aufgaben in Gesellschaft und Wirtschaft vorzubereiten, verlieren werden. Es handelt sich nicht um das Mitlaufen bei einer Modeerscheinung, sondern um das notwendige Einholen einer gesellschaftliche Entwicklung.

Unsere Traditionen und Ideale wahren wir, indem wir die Ideen, welche hinter den Regeln der Alania stehen, so gut wir können in unserer Verbindung umsetzen. Wir dürfen diese Regeln daher nicht für unveränderlich halten und müssen bereit sein eine Neujustierung zu akzeptieren, wenn sie dazu dient, unseren Fokus auf die Grundlagen unserer Gemeinschaft auszurichten.

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